Walter, ein Mann für alle Fälle - Solinger Tageblatt vom 21. Mai 2001

Mit Walter Scheel erinnerten sich acht Gründungsmitglieder an erste Zeiten des Leichtathletik-Clubs

Von Dr. Doris Müller

Welcher Bundespräsident hat wohl schon einmal seine Wohnungseinrichtung für ein internationales Sportfest verpfändet? Walter Scheel (Foto) hat es gemacht. Das war 1952, ein Jahr nachdem er den Vorsitz des Solinger Leichtathletik Clubs (SLC) übernommen hatte.

Nach dem gestrigen Festakt zum 50-jährigen Bestehen des SLC, traf sich Walter Scheel im kleinen Kreis mit acht weiteren Gründungsmitgliedern. Hier, vor seinen alten Mitstreitern, die 1951 den ersten reinen Leichtathletikclub (SLC) in Deutschland ins Leben riefen, legte er ein Bekenntnis ab: "Es bestand nur ein Restrisiko".

Top-Athleten nach Solingen geholt

Denn die amerikanische Olympiamannschaft nahm am Sportfest des ASV in Köln teil. Und durch ein "Joint-Venture" - angezettelt von ihm und seinem Freund, dem SLC-Mitbegründer Heinz Dahmann - kam man preiswert an die bekannten Athleten aus den Staaten und aus Europa. Zum Beispiel an Fanny Blankers-Koen oder Maria Sander-Domagalla. Frauen, die einen Doppelnamen trugen zu einer Zeit, als in Deutschland noch niemand daran dachte, gab der Alt-Bundespräsident zu bedenken. Aber Power-Frauen gab es 1951 schon in Solingen, wissen die alten Kämpen. Eine saß munter unter ihnen: Resi Hartschen, damals unermüdliche Verfechterin eines eigenen Vereins für die Läufer, Springer und Werfer. Die "Ur-Mutter", wie sie liebevoll genannt wird, erinnert sich, warum Walter Scheel mit ins Boot geholt wurde, kein begnadeter Sportler, von dem man, wie von Herbert Schade, herausragende Leistungen erwarten konnte. Scheel, damals junger Politiker und Landtagsabgeordneter, hatte Beziehungen, wusste, wo es lang ging.

Mit Idealismus etwas auf die Beine gestellt

Eine gute Handvoll Frauen und Männer mit Idealismus taten sich zusammen und stellten etwas auf die Beine (im wahrsten Sinne des Wortes), freut sich die kleine Festgemeinschaft noch heute. Dass dieser SLC jetzt noch lebendig ist, das konnten sie gestern Morgen im Museum Baden auch mit Genugtuung feststellen. "Welch ein Club, der nicht kommerziell ist, kann auf so einen gelungene Veranstaltung blicken?", meinte Scheel. Und er animierte die heutigen Macher, in ihren Bemühungen nicht nachzulassen. Die alten Kämpfer dankten den Jüngeren, vor allem dem Vorsitzenden Michael Schade, dass sie die SLC-Fahnen hoch halten.

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