Das ,,Kampfschwein" Inga Hundeborn

Inga 2012Es gibt Tage im Leben eines Trainers, an denen man schon im Vorfeld eines Wettkampfs spürt, das etwas Besonderes buchstäblich in der Luft liegt. Einer dieser Abende war das 32. Mini-Internationale des TuS Koblenz am Vorabend des Christi-Himmalfahrt-Feiertages.

Trockene Witterung mit recht kühlen 13° Celsius und nahezu Windstille, dazu ein exzellentes Teilnehmerfeld, in dem Inga neben einer Schweizerin als einzige Jugendliche in den 5000 m-A-Lauf der Frauen eingruppiert wurde, waren neben dem außergewöhnlichen Flair des Stadions Oberwerth, in dem in der Vergangenheit als Austragungsstätte von vier Weltrekorden, fünf Europarekorden und elf Deutschen Rekorde bereits große Leichtathletikgeschichte geschrieben wurde, Rahmenbedingungen für Spitzenleistungen.

Da auch Ingas 5000 m-Debüt am 10. Mai als Westdeutsche Meisterin mit locker herausgelaufenen 18:04 Minuten noch Steigerungspotential erahnen ließ, waren alle Voraussetzungen für eine Verbesserung gegeben.

Lediglich kleine Zweifel an der eigenen Courage, ob sie denn im B-Lauf nicht besser aufgehoben gewesen wäre, waren bei Inga da. Verständlich, hatte doch die versammelte deutsche Elite der Frauenklasse um Sabrina Mockenhaupt, Corinna Harrer und Maren Kock einen Angriff auf die Qualifikationsnorm für die Europameisterschaften auf ihrer Agenda.

Diese Zweifel waren jedoch schnell ausgeräumt. Nach einem schnellen Auftaktkilometer in 3:21 Minuten und einem zweiten Kilometer in 3:27 Minuten pendelte sich das Tempo von Inga, die im Mittelfeld des hochkarätigen Laufes bestens aufgehoben war, mit zwei Abschnitten in jeweils 3:24 Minuten sehr gleichmäßig ein. Bei einer Zwischenzeit von 13:36 Minuten an der 4 km-Marke lief es bei gleich bleibendem Tempo exakt auf eine Zeit von 17:00 Minuten heraus. Wenn man so nah dran ist, eine Marke zu unterbieten, die im Vorfeld des Rennens noch als eine Art Traummarke erschien, mussten nun natürlich alle Kräfte noch einmal mobilisiert werden oder, wie Inga es selbst im Nachhinein formulierte, das ,,Kampfschwein" Inga war gefragt - und das legte dann tatsächlich noch einen letzten Kilometer von 3:18 Minuten drauf. Dabei holte sie sich sogar noch den Sieg in der Klasse U 20 vor der Schweizerin, die als Cross-EM-Teilnehmerin immerhin schon internationale Meisterschaftsluft geschnuppert hatte. Die Qualifikationsnorm für die Deutschen Meisterschaften der Frauen von 17:20 Minuten war klar unterboten.

Ingas Endzeit von 16:54,83 Minuten bedeutet aktuell Platz 4 in der Deutschen Jahresbestenliste der Weiblichen Jugend U 20. Als erste Solingerin überhaupt unterbot sie die 17 Minuten-Marke über 5000 m und löste keine Geringere als Elke Kramer, Solingens Langstreckenlegende der 80-er Jahre, die 17:09,4 Minuten gelaufen war, als Rekordhalterin ab. Das Kuriosum am Rande: Deren Tochter Nina, inzwischen mit knapp 24 Jahren selbst dem Juniorinnenalter entwachsen und für die LG Stadtwerke Hilden startend, lief in Koblenz mit einer Zeit von 16:19,77 Minuten in die Deutsche Top 10 der Frauenklasse vor und war mit dem SLC gemeinsam angereist.

Volker Treppel

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